Unser Redebeitrag: “Moria brennt”

“Moria brennt. Evakuiert die Lager”

 
Auf der gestrigen Demonstration Moria brennt. Evakuiert die Lager. Jetzt, organisiert von unseren Genoss*innen der Seebrücke Darmstadt, haben wir folgenden Redebeitrag gehalten:
 
 
Moria brennt.
 
Die Frage, die sich stellt, ist nicht, ob Menschenrechte missachtet wurden, sondern seit wann?! Dass sie es werden, ist schon lange bekannt. Die Frage, die sich weiter stellt ist: Wer ist verantwortlich dafür?
Ganz grob, die Politik. Aber es ist eine Politik, die in unserem vermeintlichen Interesse arbeitet. Es ist die Politik eines Landes, der EU, einer Gesellschaft, zu der wir vielleicht nicht gehören wollen, aber von der wir wohl oder übel ein Teil sind.
 
Heute sind wir gemeinsam auf der Straße und wütend, aber wie lange sind wir wütend? 
Ab wann resignieren wir wieder und schieben unschöne Gedanken und unsere Mitverantwortung für Leid und Tod von so vielen Menschen weg, weil wir uns hilflos fühlen, da wir doch so oder so nichts ändern können?
 
Das was gerade passiert und seit Wochen, Monaten und Jahren schon zum “Standard” europäischer Außenpolitik gehört, ist nicht tolerierbar. Es ist Rassismus in seiner reinsten Form: Europa erkennt Menschen aufgrund ihrer Herkunft Menschenrechte ab, lässt sie im Mittelmeer ertrinken, lehnt humanitäre Hilfe ab und in Zeiten der Corona-Pandemie wird nichts getan, um Menschen in überfüllten Aufnahmecamps, z. B. aus dem Aufnahmelager Moria auf Lesbos, zu retten. 
 
“Can’t wash hands if there is no water for people!”
 
Wenn wir nicht zumindest versuchen etwas zu ändern, sind wir Teil dieses Problems. Deshalb: Lasst die Wut nicht verrauchen!
All das geschieht auch in unserem Namen. Wir haben eine Verantwortung. Wir tragen Mitschuld, wenn wir solche Zustände unkommentiert lassen. Wir haben es soweit kommen lassen und das war schon zu viel. 
 
Wir stehen hier und fordern Menschenrechte ein, wie lächerlich ist das bitte? Wie sollen wir uns auf irgendeinen gesellschaftlichen Konsens einigen, wenn nicht mal Menschenrechte eingehalten werden? Wie wenig Anspruch an sich selbst kann man haben? Deshalb sagen wir ganz klar: Wir distanzieren uns ganz klar und entschlossen von dieser rassistischen Politik. Eine Gesellschaft, die das toleriert oder scheinheilig weg guckt ist Teil des Problems! Die Umstände zwingen uns, die Politik zwingt uns, macht uns zu einem Teil von etwas, vor dem wir uns ekeln. Das macht uns wütend und solange sich nichts ändert, werden wir uns weiter schämen und ekeln und diese Wut nicht vergessen. 
 
Wir hoffen, auch ihr seid wütend, denn es muss sich etwas ändern und Veränderung braucht KraftWut gibt Kraft. 
Wir sind von einer Gesellschaft ohne Rassismus noch Lichtjahre entfernt, aber kommt schon: Eine Gesellschaft ohne Aufnahmelager und -Camps, in denen Menschen eingesperrt werden und verelenden; auf so viel hatten wir uns schon mal geeinigt! Das kann nicht zu viel verlangt sein!?
 
Wie traurig ist es, dass Hessen nicht mal zu den Bundesländern gehört, die sich bereit erklären, Geflüchtete aufzunehmen? Wir haben Platz!
 
Wir fordern: Die Evakuierung aller Camps! Eine funktionierende Seenotrettung! 
Wir stehen entschlossen in Solidarität mit allen Betroffenen! Refugees are welcome here! 
Wir können mehr als das.
 

An dieser Stelle möchten wir auf die etwas älteren, aber immer noch aktuellen Pro Asyl-Broschüren zum Thema verweisen, die ihr in unserem Online-Infoladen findet: “Pro Menschenrechte. Contra Vorurteile” und “Die Brandstifter – Rechte Hetze gegen Flüchtlinge”. Viel Spaß beim Lesen!