8. Mai: Tag des Sieges über den deutschen Faschismus

Tag des Sieges über den deutschen Faschismus – Tag des Widerstands

„Die militärische Zerschlagung des Faschismus durch die Alliierten, Partisan*innen und Widerstandskämpfer*innen als Befreiung zu begreifen, bedeutet die richtigen Schlüsse zu ziehen und auch so zu handeln. Es ist nicht hinnehmbar, dass 75 Jahre danach extreme Rechte in allen deutschen Parlamenten sitzen und in immer rascherer Folge Mord auf Mord folgt“ (Esther Bejarano, Zeitzeugin und Auschwitz-Überlebende).

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht.

Das ist

… ein Tag zum Erinnern der Opfer der Shoah

Während des Zweiten Weltkriegs haben die Nazis 13 Millionen Menschen industriell ermordet. Für viele Menschen kam die Rettung zu spät. Gerade in den Wochen vor dem 8. Mai, stieg die Zahl der Morde noch einmal an. Für die überlebenden verfolgten Jüd*innen und Juden, Sinti*zze, Rom*ja, Homosexuellen, Menschen mit Behinderung, politischen Oppositionellen, Kriegsgefangenen und allen weiteren Menschen, die nicht in das barbarische Bild der Nazis passten, endete mit dem Tag der Befreiung das System, welches auf Gefangenschaft, Unterdrückung und industriellem Massenmord aufgebaut war.

… ein Grund sich zu verinnerlichen, dass Deutschland nie vollständig entnazifiziert wurde

Als sogenannter „Tag der Befreiung“ wird in Deutschland seit 1985 an die deutsche Kapitulation erinnert. Vergessen wird dabei jedoch, dass viele (hochrangige) Nazis auch nach der Befreiung in bedeutenden, politischen Stellungen blieben, z. B. als Beamt*innen im Gericht. Auch die viel zu spät eröffneten juristischen Prozesse gegen NS-Täter*innen deuten auf das Versagen der deutschen Nachkriegsjustiz bei der Aufarbeitung der NS-Verbrechen hin. Unzählige Haupttäter*innen kamen ungeschoren davon, die meisten wurden gar nicht erst vor Gericht gestellt.

Vergessen wird auch, dass die Ursache des Zweiten Weltkrieges und der Shoah nicht allein in einzelnen ideologisch-geschulten Nazi-Eliten lag, sondern von der deutschen Mehrheit der damaligen Bevölkerung begrüßt, mitgetragen oder zumindest geduldet wurde. So waren es die deutschen Massen, ohne die der Faschismus keinen Fuß hätte fassen können. Es waren die Deutschen, die Adolf Hitler zum Reichskanzler wählten. Es war der Großteil der Deutschen, der sich nicht gegen die schreiende Ungerechtigkeit wehrte und schwieg.

… der Tag des Widerstands gegen den Faschismus

Trotz der brutalen und mörderischen Repressionen gegen Oppositionelle jeder Art, wagten es wenige Menschen, dem Unrechtsregime zu widersprechen – und noch weniger versuchten es zu beseitigen. So zum Beispiel die oppositionelle Swing Jugend, die sich durch ihre Orientierung am amerikanischen Lebensstil vom Nationalsozialismus abzugrenzen versuchte oder die Widerstandsgruppierungen, wie die Weiße Rose und die Edelweißpiraten.

Die Geschichte lehrt uns Widerstand zu leisten! An diesen Menschen sollten wir uns ein Vorbild nehmen, denn sie waren nicht konform mit dem Nazi-Regime und haben sich zur Wehr gesetzt und mit den Opfern solidarisiert, diese versteckt und somit geschützt.

… ein Grund zu feiern!

In vielen anderen europäischen Ländern ist der 8. Mai ein Feiertag, der das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa markiert. Wir fragen uns, warum ausgerechnet in Deutschland nicht?!

Am 8. Mai wurde nicht Deutschland befreit, sondern die Welt von Deutschland. Es ist der Tag, an dem das menschenverachtende System besiegt wurde. Daher sollte an diesem Tag gefeiert werden – nicht nur um zu erinnern, sondern auch um das Vergessen zu verhindern. Für eine fortdauernde Aufarbeitung der Grauen müssen wir die deutsche Verantwortung fokussieren – besonders jetzt, wo rechte Gesinnung wieder (oder noch immer) tötet.

Die heutige Verantwortung, dass sich die Shoah und Faschismus nicht mehr wiederholen, liegt im Kampf gegen jegliche rechte und menschenverachtende Tendenzen. Völkischer Nationalismus, Antifeminismus, Antisemitismus und Rassismus sind aus Deutschland nie verschwunden, sondern haben vor allem zu diesen Tagen Hochkonjunktur. Dies zeigen die aktuellen Geschehnisse, die mehr denn je eine antifaschistische Theorie und Praxis fordern!

Auch heute findet im hessischen Bad Kreuznach Bretzenheim eine Nazikundgebung von ‘Die Rechte Südwest’ rund um Florian Grabowski statt. Es ist eine Schande, dass die Stadtverwaltung eine Nazidemo, samt ihrer faschistischen und geschichtsrevisionistischen Propaganda, am heutigen Tag zulässt.

Aus der Geschichte zu lernen bedeutet, antifaschistischen Widerstand zu leben. Am 8. Mai 1945 wurde die Befreiung begonnen, wir müssen sie weiter vorantreiben. In Gedenken an die Opfer der Shoah! In Solidarität mit den Betroffenen rechter und faschistischer Gewalt! Kampf gegen jeden Faschismus!